Samstag, 11. März 11 - 16 Uhr
Für ein neues Mensch-Natur-Verhältnis
Wie konnte es zum Klimawandel kommen? Die Wurzeln finden wir im Mensch-Natur-Verhältnis, das sich durch Philosophen
wie Decartes und Bacon veränderte. Auf der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit hat sich der Mensch von der Natur als
dem „Bösen“ abgespalten, hier entstand auch die Konstruktion der Hexe als das „Andere“. Der Weg zu Naturbeherrschung
und -Ausbeutung war frei. Vernichtung und damit die Eliminierung alten Wissens war die Voraussetzung einer neuen
Herrschaft über Natur und Frauen, so Uta von Winterfeld in ihrer Habilitation „Naturpatriarchen“.
Wie verändert sich angesichts dieses Erbes unser Verhältnis zur Natur heute? Kann sich der Mensch als Subjekt von der
Natur emanzipieren, ohne sie zu unterdrücken? Welches Mensch-Natur-Konzept liegt der Agenda 2030, dem Zukunftsvertrag
der Vereinten Nationen, zugrunde?
Referentin PD Dr. Uta von Winterfeld, Politikwissenschaftlerin, Wuppertal-Institut
Leitung Waltraud Waidelich, Susanne Sengstock, beide Frauenwerk der Nordkirche,
Doris Lorenz, Heinrich-Böll-Stiftung
Schleswig-Holstein,
Julia Patzke, Frauenarbeit
Kirchenkreis Plön-Segeberg
Ort FORUM, 1. Etage
Kosten 10 EURO, Verpflegung inkl.
Anmeldung Bärbel Rimbach 0431 / 55 779 112 seminare@frauenwerk.nordkirche.de
www.frauenwerk.nordkirche.de/de/frauenseminare.htm
Im Zeitalter der Aufklärung werden mittelalterliche Naturvorstellungen von neuzeitlichen abgelöst, die von Naturbeherrschung geprägt sind. Doch weshalb mussten auf der Epochenschwelle
Scheiterhaufen brennen, weshalb war die Befreiung aus dem Naturzusammenhang patriarchal angelegt?
Uta von Winterfeld untersucht aus feministischer und herrschaftskritischer Perspektive „Naturpatriarchen“ auf die Schattenseiten ihrer aufklärenden Absicht: Das befreite Denken eines René
Descartes ist auf Kontrolle und Beherrschung der Natur angewiesen; bei Francis Bacon verdrängt das männliche Schaffen die produktive Seite einer als weiblich gedachten Natur; Giordano Bruno
verweist darauf, wie widersprüchlich und ambivalent neuzeitliche Naturvorstellungen sind.
Die damals entstehenden Naturwissenschaften entzaubern eine „dunkle“ oder „böse“ Natur – die doch zuvor von geistlichen und weltlichen Obrigkeiten in Gestalt der dunklen und bösen „Hexe“ erst
geschaffen worden ist.
Die Frage der Naturpatriarchen nach der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs gilt noch immer: Wie kann ein emanzipiertes Subjekt aus dem Naturzusammenhang befreit werden, ohne ihm ein anderes
Subjekt, als Objekt, zwangsläufig zu unterwerfen?
„Ein hoher, ein kühner Anspruch der Emanzipation in einer Zeit einer globalen Übernutzung und Zerstörung der natürlichen Grundlagen!“
(Aus dem Vorwort, von Ernst Ulrich von Weizsäcker)
Die Autorin:
Uta von Winterfeld, Politologin, arbeitet seit 2003 als Projektleiterin der Forschungsgruppe „Nachhaltiges Produzieren und Konsumieren“ am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Ihre
Arbeitsschwerpunkte sind gesellschaftliche Naturverhältnisse, feministische Wissenschaftskritik und nachhaltiges Arbeiten.